Haus W - Villa, Neubau, Berlin

In einem Vorort von Berlin, einem grünen Wohngebiet mit S-Bahn-Anschluss, haben wir den Wohnsitz eines Geschichtsprofessors errichtet. Unserem Entwurf standen der alte Schinkel und die Villen der frühen Moderne Pate. Da das Grundstück an deichartigen Straßen liegt und hohe Grundwasserstände verzeichnet, haben wir das Gebäude als Hochparterre ohne Keller konzipiert, aufgeständert über der Erde schwebend, wie das Farnsworth-House. (Aus Angst vor Wildschweinen ließ der Bauherr die Zwischenräume unter der Bodenplatte heimlich zumauern.)

Das kuchenstückförmige Grundstück liegt an einem Kreisverkehr mit einer hübschen Kirche in der Mitte, auf die sechs Straßen sternförmig zulaufen. Den Standort der Villa auf der Winkelhalbierenden des Grundstücks durchzusetzen, d.h. nicht ausgerichtet auf eine der seitlichen Straßen, sondern frontal auf die Kirche, war schwierig. Nicht durchsetzbar, vermutlich da es der Behörde zu feudal erschien, war eine zweite Zufahrt zum Haus. Nun muss man rückwärts aus der Vorfahrt herausfahren, anstatt durch sie hindurch. Die großzügige Vorfahrt überdacht den Hauseingang, bietet als Kellerersatz Stauraum und zwei trockene Stellplätze hintereinander, direkt am Haus.

Im Erdgeschoss befinden sich die dienenden Räume, komprimiert im geschlossenen Teil des Grundrisses. Das Wohn- und Esszimmer hingegen öffnet sich an drei Seiten zum Garten. Im Obergeschoss liegen die Schlafzimmer, im zurückversetzten Dachgeschoss das Arbeitszimmer mit Holzofen und uneinsehbarer Dachterrasse. Die spontan gewachsenen Bäume konnten wir erhalten, sie dienen als Blick- bzw. Sonnenschutz und verleihen dem Bau eine etwas eingewachsenere Ehrwürdigkeit. Trotz einiger Abstriche im Detail ist ein einzigartiger, klassisch-moderner Villenentwurf gelungen, der genauso auch von Tessenow, Loos oder Gropius stammen könnte.