Abwäge - philosophisches Objekt

In einer handlichen Plexiglasröhre läuft eine massive Kugel aus Eisen. Die Enden der Röhre sind mit verchromten Metallkappen verschlossen. In den Kappen befindet sich jeweils ein Magnet. Die Magnete sind mit Filz weich gepolstert, einer schwarz, einer weiß. Man kann nun versuchen, die Kugel in der Röhre zwischen den beiden Enden vorsichtig hin und her zu wiegen. Kommt die Kugel einem Röhrenende nahe, wird sie schnell vom Magneten angezogen. Man steckt fest und kommt kaum wieder los.

Die „Abwäge“ veranschaulicht die Schwierigkeit des Dialogs, der Argumentation und der Entscheidungsfindung, nicht nur bei der Bauplanung. Es ist schwierig, den Raum zwischen Gegensätzen auszuloten. Es ist leichter, sich ganz auf eine Seite zu schlagen, „konsequent“ und immer gleich zu handeln. Einen faulen Kompromiss zu machen, indem man steif aber sicher in der Mitte stehen bleibt, ist leicht aber langweilig und unbefriedigend. Einzig richtig, wohl aber auch am schwierigsten, ist es, geschickt den Raum zwischen den Polen auszuloten und dabei seinen eigenen Weg zu definieren.

Die Kugel steht für einen forschenden Entwurfs- und Arbeitsprozess, vielleicht sogar für das Leben an sich. Wir glauben, man sollte in Bewegung bleiben, offen, aufmerksam, neugierig, sich und seine Projekte weiterentwickeln, Erfahrungen sammeln, sich verändern, mit der Zeit gehen, den Raum zwischen den Gegensätzen leben und die Dynamik der Bewegung nutzen. Bequem zu erstarren oder einem Extrem zu verfallen, erscheint uns nicht richtig. Denn Leben heißt Bewegung und Veränderung. Lebendige Architektur entsteht nicht, indem man sklavisch konsequent entscheidet, sondern durch Widersprüche und durch spannende Kontraste.